Seine Studienjahre verbrachte er an der Denver University, an der Indiana University schloss er seine künstlerischen Studien ab. Zwischen 1972 und 2006 arbeitete Ingham in führenden Positionen als Chairman der Musikabteilung und als Direktor des Opernprogramms der University of California, Santa Barbara.
Sein Interesse an der Musik unserer Tage und vor allem den Ideen der Moderne war breit gefächert, so schrieben u.a. Ernst Krenek (The Dissembler op. 229) und Henry Brant Werke für ihn. Sein selbstloser Einsatz insbesondere für Ernst Krenek führte zur Idee eines 29 Konzerte umfassenden Festivals, welches das Schaffen Kreneks in den USA in einer seitdem unerreichten Bandbreite dokumentierte. Michael Ingham konzertierte unter anderem bei den Wiener Festwochen, der styriarte, den Berliner Festspielen, bei der Baltimore Chamber Music Society und dem New Hampshire Music Festival. Sein letzter Auftritt in China als Interpret von Schönbergs Survivor from Warsaw und der Ode to Napoleon Buonaparte mit dem Symphonieorchester des Konservatoriums von Chengdu unter meiner Leitung ist unvergessen: nicht zuletzt durch seine akribische Einstudierung des Männerchors für den Survivor wurde die gemeinsame Probenwoche in Westchina zum einmaligen Erlebnis – ein chinesischer Chor singt hebräisch mit deutlicher Aussprache ...
Was nur wenige wissen, ist, dass Michael ein in der Tradition von Noam Chomsky und Gore Vidal stehender amerikanischer Intellektueller war, der die Werte der Demokratie und Bürgerrechte stets hochhielt. Bei meinem letzten Besuch bei ihm drückte er mir die amerikanische Verfassung und das Buch Voices of a People’s History of the United States in die Hand mit den Worten: »Lies das, und Du wirst verstehen, wie wir unsere Ideale verraten …«. Ich werde nicht nur seine Wissbegier und sein großes Interesse am Neuen, sondern auch seinen kritischen Geist und seine scharfsinnigen Analysen vermissen ...