Am 2. September 2024 um 21.05 sendet der Deutschlandfunk in seiner Programmreihe »Musik-Panorama« den Mitschnitt des Konzerts vom 6. Mai 2024 in der Düsseldorfer Tonhalle, bei dem mein Oratorium Schwarzer Schnee op. 22q aufgeführt worden ist.
Über die Seite https://www.deutschlandfunk.de/musik-panorama-100.html kann das Konzert anschließend auch nachgehört werden.
Mein Oratorium Schwarzer Schnee op. 22q, eine Auftragskomposition der Tonhalle Düsseldorf für ihr Menschenrechtskonzert 2022, musste coronabedingt verschoben werden.
Nun wurde es am 3. Mai 2024 – gemeinsam mit einer Aufführung von Robert Schumanns 4. Symphonie – in der Düsseldorfer Tonhalle erfolgreich aus der Taufe gehoben.
Solisten waren Marisol Montalvo (Sopran) und Sylvie Rohrer (Sprecherin), es sang der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, die Düsseldorfer Symphoniker wurden geleitet von David Reiland. Enikő Ginzery übernahm den konzertant gehaltenen Cimbalom-Part.
Im Mittelpunkt eines hochinteressanten Konzerts am 26. September 2023 im Arnold Schönberg Center standen meine Fünf Balladen für Klarinette und Klavier op. 22o und die Uraufführung der Studie für Soloklarinette »Lo-Shu« op. 29 I Nr. 2: zwei Werke, die in ihrer Anlage stark kontrastieren und aus grundlegend verschiedenen musikalischen Konzepten hervorgegangen sind.
Folgen die Balladen eher dem romantischen Konzept einer »erzählenden Musik«, wie sie u.a. von Chopin, Schumann oder Mendelssohn entwickelt wurde, so folgt die Klarinettenstudie eher einem modernen architektonisch-mathematischen Prinzip, das aus der Beschäftigung mit dem Lo-shu, dem einzigen magischen Quadrat der Ordnung 3, hervorging. Dabei nutzen beide Werke spezielle, von mir entwickelte Stimmführungstechniken, die sie im Bereich der neuesten Musik verorten. Sie stellen durch ihre Dichte, Größe und Kompaktheit auch einen wichtigen Beitrag zur Klarinettenliteratur dar, obwohl neueste Spieltechniken nur sehr sparsam eingesetzt werden.
Es spielten Stefan Neubauer (Klarinette) und Johannes Piirto (Klavier), zwei Interpreten, die mit meinem Werk sehr vertraut sind und sich um seine Verbreitung bereits große Verdienste erworben haben.
Die Noten der Balladen op. 22o sind in der Edition Contemp Art (Verlagsgruppe Hermann) erschienen und werden von Schott vertrieben (Bestellmöglichkeit).
ES IST SOWEIT!!! ENDLICH!!!
Dank einer Kooperation meines Verlags Edition Contemp Art (Verlagsgruppe Hermann, Wien) mit Schott Music in Mainz sind ab sofort Partituren und Aufführungsmaterial von mehr als 60 meiner Werke und Bearbeitungen international verfügbar und bestellbar, sowohl als E-Noten (PDF) wie auch als gedruckte Hefte.
Links zur Bestellmöglichkeit bei Schott finden sich auch bei den jeweiligen Werkeinträgen auf staar.at (eine Übersicht gibt es hier).
Die Herausgabe weiterer Kompositionen aus vier Jahrzehnten ist in Vorbereitung.
Im Herbst 2022 erhielt ich von den Schweizer Privatmäzenen Adelheid Schneider-Gilg und Felix Schneider den Auftrag, ein größeres Kammermusikwerk zu komponieren. Das Werk mit dem Arbeitstitel „Divertissement Suisse No. 6“ soll für die Besetzung Streichsextett, Klarinette, Baritonsaxophon und Alphorn (oder Horn) bis Mitte 2023 entstehen.
Der Auftrag soll den Zyklus der »Divertissements Suisses« op. 10 vervollständigen, der insgesamt sechs Kammermusikwerke in verschiedenen Besetzungen umfassen wird.
Das Ensemble Wiener Collage und ich teilen viele künstlerische wie persönliche Erinnerungen an die Komponisten Toshi Ichiyanagi, der am 7. Oktober 2022 89-jährig in Tokyo verstarb, und Friedrich Cerha, der am 14. Februar 2023 96-jährig in Wien von uns ging. Beide Komponisten schrieben Stücke für das Ensemble, mit beiden pflegte ich auch persönlich eine intensive Zusammenarbeit.
Friedrich Cerha hatte maßgeblichen Anteil an meinen frühesten Erfahrungen mit Neuer Musik, insbesondere als Dozent eines Praktikums Neuer Musik and der damaligen Wiener Musikhochschule. 1996 dirigierte er dann die Uraufführung und zwei Folgeaufführungen seines Concertinos für Violine, Akkordeon und Ensemble in Wien, Linz und Paris, bei der Alfred Melichar (Akkordeon) und ich die Soloparts übernahmen. Später habe ich dieses Werk mit wechselnden Solisten selbst dirigiert. Außerdem hatte ich Gelegenheit, die Werke Deux éclats en reflexion und Formation et solution mit dem Meister selbst einstudieren, Cerha wiederum dirigierte Aufführungen meines Werks Das wachsende Schloss op. 13/1. Mein Stück Jam Session »for Fritz« op. 14/6 entstand als eine Hommage an ihn.
Auch zu Toshi Ichiyanagi gab es vielfältige künstlerische Verbindungen, die durch zwei Konzertreisen des Ensemble Wiener Collage nach Japan und drei Wiener Gastspiele des Tokyo International Music Ensemble (TIME), dessen Leitung Ichiyanagi oblag, ihre Umrahmung fanden. Mehrere Werke Ichiyanagis, der in den Vereinigten Staaten bei John Cage studierte und in erster Ehe mit Yoko Ono verheiratet war, wurden vom Ensemble Wiener Collage uraufgeführt. 1996 fand bei Wien Modern die Uraufführung meines Werks Kodai-no-ibuki (aus op. 30) mit dem TIME statt, einem Werk für Violine und traditionelle japanische Instrumente.
Im abgelaufenen Jahr wurde der Zyklus der Studies for Strings op. 27 durch zwei Stücke ergänzt: die Studie für Viola und 2 Celli »Pendel des Lebens« op. 27 III B Nr. 2 und die Studie für Violine, Viola und Cello »Atemlose Beklemmung« op. 27 III C Nr. 1.
Auch zwei der Abgüsse des Monumentum pro Thomas Alva Edison op. 34 wurden durch je zwei Sätze vervollständigt: den 2. Abguss für Violine, B-Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier (1998–2021) und den 3. Abguss für Streichtrio (1998–2021).
Für Adam Fischers im März 2022 stattfindendes Menschenrechtskonzert in der Tonhalle Düsseldorf entstand das Auftragswerk Schwarzer Schnee op. 22q für Sopran, Sprecherin, Cimbalom, großen Chor und Orchester.
Auch dem Hommagen-Zyklus Op. 14 wurde eine weitere »Hommage« angefügt: Brief Definition – a memorial for Eugene Hartzell op. 14/14 für Klarinette und Klavier.
Darüber hinaus entstanden zwei weitere Werke für den Zyklus Op. 22q: die Evoluzioni op. 22q septies, ein 25-minütiges Quintett, und die Condizioni op. 22q octies, sechs Stücke für Celesta, Percussion, Harfe und Cimbalom.
Wladimir Pantchev – geboren 1948 in Sofia, seit 1991 in Wien ansässig, Freund und enger Mitgestalter des Ensemble Wiener Collage (EWC) – ist am 8. September 2021 ganz plötzlich, im Schlaf, von uns gegangen. Die Tragik des nur wenige Monate zuvor in gleicher Weise verstorbenen Sohns hat ihm sehr zugesetzt.
Mir und dem von mir mitgegründeten EWC war er nicht nur ein treuer Freund, er war aktiver Miterbauer an den Strukturen und Möglichkeiten des Ensembles. So ermöglichte er dem Ensemble mehrere Auftritte in Bulgarien, war in seinen Gremien aktiv, vor allem aber bereicherte er das Repertoire des Ensembles mit eigenen Werken.
Die Stärke seines kompositorischen Schaffens lag vor allem in seiner Fähigkeit, in jedem seiner Werke eine unmittelbare, einmalige Stimmung zu erzeugen und diese bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Dabei bediente er sich heterophoner Techniken, wie sie der Volksmusik seines Geburtslandes immanent sind. *
Das erste Werk, das er für uns schrieb, war die 1996/97 komponierte Hommage à Denisov für Klarinette, Saxophon, Violine und Klavier: ein vom EWC oft gespieltes Werk, dessen Atmosphäre von der bulgarischen Folklore geprägt ist und das beschlossen wird von einer Vision schwerer Kirchenglocken, wie sie in der orthodoxen Tradition osteuropäischer Gläubigkeit verankert sind – ein später Nachklang von Mussorgskys Boris Godunov.
Sein 1998–2000 geschriebener Zyklus Quartets ist ein monumentales Kammermusikprojekt, das in 16 sehr unterschiedlichen Stücken in zuweilen abenteuerlichen Besetzungen die Möglichkeiten des Quartettspiels auslotet, und das Material für zukünftige Projekte des Ensembles geliefert hat. Es folgten 2001–2004 konzertante Werke für Kontrabass, Posaune, Flöte und Trompete. Besonders beeindruckten seine Werke Koléda und Kukeri, die weihnachtliche Traditionen und alte Märchen aufgreifen. In den beiden Monaten vor seinem Ableben war ein neues konzertantes Werk im Gespräch, das sich nun leider nicht mehr verwirklichen wird.
Es erfüllt mich mit Stolz, am Entstehen vieler seiner Werke beteiligt gewesen zu sein. Wladimirs Schaffen offeriert nicht nur dem EWC, sondern auch anderen Ensembles wichtiges und spannendes Material. Es ist Teil jener so lange vor uns verborgenen, oft vernachlässigten und immer noch nicht voll erkannten Musiktraditionen Osteuropas, aus der viele Details erst langsam in unser Blickfeld geraten. Wladimir Pantchevs Werk ist eine Notwendigkeit im europäischen Kontext. Es gilt, sein Werk jetzt der breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
* Für eine eingehende Würdigung seines Schaffens siehe meinen Aufsatz in der Essaysammlung Stimmen der Vielfalt, Wien 2018.
In den gut 14 Jahren unserer Zusammenarbeit, in denen er mein wichtigster Klavierpartner war (zwischen 1979 und 1992), wurde Harald zu einem Freund, der mich nicht nur als Geiger begleitete, sondern auch meinen Weg als Komponist.
Unvergessliche gemeinsame Erlebnisse säumen die Erinnerungen an einen großen Künstler und Menschen. Ob dies nun das Berg’sche Kammerkonzert war, das wir mehrmals in Frankreich gemeinsam mit Peter Burwiks ensemble XX. jahrhundert spielen durften – darunter auch ein Freiluftkonzert bei der Fondation Maeght in St. Paul de Vence, bei dem wir in Konkurrenz zu quakenden Fröschen und zirpenden Grillen auftraten! Oder die vielen Raritäten, die wir in ganz Europa aufführten und aufgenommen haben, darunter Sonaten von Johann Wolfgang Korngold, Bruno Walter, Albert Roussel, die 2. Sonate von Camille Saint-Saëns oder das Duo von Franz Liszt.
Unsere gemeinsame Liebe zur Gegenwartsmusik und zur Musik der klassischen Moderne spielte eine große Rolle in unserer Zusammenarbeit: Werke von Bela Bartók, George Enescu, Schönberg und Webern, aber auch von österreichischen Komponisten wie Erich Urbanner, Robert Schollum oder Friedrich Cerha waren Teil unseres Repertoires. Zudem genoss ich jahrelang seine Unterstützung als Partner bei Aufführungen meiner eigenen Kompositionen.
Harald entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem anerkannten Kammermusiker, er wurde Partner des großen Geigers Henryk Szeryng, denkwürdig sein erster Auftritt mit Szeryng im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins im Jahr 1979 oder ein Konzert in einem obskuren Casino in der Nähe von Genf. Er war auch Partner von Josef Sivó oder Florian Kitt und vielen anderen, und jahrzehntelang Mitglied eines Klaviertrios. Zuletzt widmete er sich gemeinsam mit Christos Marantos der vierhändigen Klavierliteratur. Eine Auftragskomposition für die beiden wurde schließlich unsere letzte gemeinsame künstlerische Zusammenarbeit.
Harald besaß auch als leidenschaftlicher Pädagoge einen großen Namen. Für mein Ensemble Wiener Collage war das insofern bedeutend, als er uns einst seinen Studenten Johannes Marian empfahl, der nun seit fast drei Jahrzehnten der ständige Pianist dieses Ensembles ist.
Harald war eine Inspiration für mich, ein anteilnehmender Freund. Er ist durch nichts und niemanden zu ersetzen. Er wird allen, die ihn kannten und mit ihm arbeiten durften, sehr fehlen.
René Staar und Harald Ossberger interpretieren Staars Epilogue to »Just an Accident?« op. 9 ter
Staar und Ossberger interpretieren Staars Hommage à und temps perdu op. 6
Staar und Ossberger interpretieren Erich Urbanner, 5 Stücke für Violine und Klavier