(Eine Parodie)
»with admiration to Nathan Milstein«
Besetzung: Violine und Klavier
Aufführungsdauer: ca. 9 Minuten
Uraufführung: am 1. April 1978 in Weiz (Steiermark, AT) durch Claus-Christian Schuster und René Staar
Erschienen bei Edition Contemp Art (Verlagsgruppe Hermann),
erhältlich über www.schott-music.com
Bestellnummer: VGH 18-70 (Partitur und Stimme)
Hörprobe:
René Staar - April op.3 |
|
René Staar, Violine
Harald Ossberger, Klavier
Wie der Titel schon sagt, wechseln im Stück die Stimmungen wie das Wetter im April. Sowieso ist es nicht ganz ernst zu nehmen, wie so mancher Scherz am Ersten des besagten Monats. Es ist, so könnte man sagen, eine Art Anti-Heldenleben, da hier nicht Stärken und positive Dinge hervorgehoben, sondern Schwächen und Dummheiten eines Anti-Helden persifliert werden.
Die Geige stellt dabei den (Anti-)Helden dar, das Klavier die (böse oder gute) Umwelt.
Am besten beschreibt man das Stück wie eine (Ton)Dichtung: Eintönig geht das Leben (vielleicht im Bureau) dahin. Gelangweilt (wie schon die Tempobezeichnung »Andante, but a little bored« zeigt) spielt der Geiger seine Melodei zur öden Achtelbewegung des Pianofortes. Zwar versucht er schon nach zehn Takten mit Hilfe von Doppelgriffen auszubrechen, was jedoch die Umwelt aufregt: »Ja ist denn der Kerl verrückt geworden?« Doch ändert das nichts an der Situation! Denn erst ein großes Ereignis von außen, ausgedrückt durch einige Akkorde »à la Meistersinger«, verändern die Lage.
Total überrascht hält der Geiger inne, spielt darauf etwas verschreckt eine ängstliche Kadenz, fällt dann aber gleich wieder zurück in sein langweiliges Leben. Und wieder tritt der »Meistersinger« in sein Leben, diesmal stark Mussorgsky’sch eingefärbt. Der Geiger, zwar wieder verschreckt, erfasst diesmal die Situation, die sich jedoch gleich in einen falschen Tristan-Akkord auflöst.
Dies bewirkt in unserem Helden solch einen Schock, dass er nur mehr flüstern kann (auf der Geige natürlich) – und »Schmalz à la Godowsky« zu spielen beginnt. Zwar unterbricht er sich mit einer avantgardistischen anmutenden Kadenz, die zu fragen scheint: »Na, ist denn das nicht schön?«, spielt dann jedoch seinen Godowsky weiter, wobei die Umwelt (also das Klavier) durchaus normal reagiert. Sie gibt nämlich auf die dumme Frage, wie so oft, dumme Antworten, und zitiert »Nie sollst du mich befragen« sowie chopineske und Johann-Strauß’sche Wendungen. Wie so oft, übertreibt jetzt der Held; das Godowsky-Thema wird um einen Halbton höher sequenziert, dann noch höher und so weiter ...
Währenddessen wird die Umwelt immer dissonanter, und es kommt zu einer richtiggehenden Cluster-Orgie. Dann scheint alles aus zu sein, der Geiger beginnt müde und traurig sein altes Lied, nämlich die langweilige Achtelbewegung vom Beginn. Das Klavier klimpert traurig Chopins A-Dur-Polonaise, natürlich falsch zitiert. Doch dann rafft sich der Antiheld auf und beginnt ein Spottlied auf sich selbst, unterbrochen nur durch einen Schmerzensausbruch. Aus dem Spottgesang und Gelächter erhebt sich am Schluss ein »wirklich schönes« Thema, das jedoch der Geiger als echter Antiheld gar nicht erkennen kann. Er setzt dem ganzen brutal ein Ende. April, April! (René Staar)