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Mit fast 7½ Minuten Spieldauer ist es eines der längsten Duos, und die Duettpartner beginnt in größtmöglicher Distanz zueinander: die Violine in schwindelnden Höhen, das Kontrafagott in tiefer Lage in »groteskem« Charakter. Artikulation und Gestaltung sind dabei äußerst differenziert auskomponiert. Lange, vibratolose, fahle Violinbögen streiten sich mit sehr kurzen, bizarren, oft synkopierten Kontrafagott-Staccati. Erst im Zusammenspiel beider Instrumente entsteht jene eigenartig hybride Harmonik, die in ihren Ausformungen und Quintenmischungen entfernt an mittelalterliche Kirchenmusik erinnert - dies alles jedoch in verzerrten Zusammenhängen, die Muster wie schräg aufeinander liegende Harmoniegitter zu erzeugen scheinen. Die dabei entstehenden eigenartigen Unschärfen setzen sich auch in Übergängen zwischen verschiedenen Teilen fort.
In diesem Spiel zwischen extremen Lagen und Artikulationen wird ein eher beweglicher Duktus in der Violine und ein eher profunder Im Kontrafagott herausgearbeitet, der das Stück trotz dieser Extreme fließen lässt. Der rasche Schlussteil mit seinen absurd kadenzartigen Einschüben verdeutlicht die Exzentrizität dieses – hinterlistig – virtuosen Stücks.
Begonnen wurde das Gemini Duo B2 für Violine und Vibraphon unmittelbar nach Beendigung von B1, aber es wurde erst 2025 fertiggestellt. Das Stück ist rhythmisch komplex, jedoch äußerst spielfreudig und virtuos. Ausgehend von immanenter Fünfstimmigkeit, die in leitergebundenen Harmoniefeldern gegeneinander verschoben werden, dann wieder fünfstimmig verzahnt in 5/8-Metren und nachfolgender Kondensierung in verkürzten 5/16-Bewegungen in das Stück führen, folgen verschieden gestaltete tänzerische Elemente, die zu fast unausführbaren Synkopen in sich verrückt steigernde Höhepunkte führen.