Vier Stücke für Celesta, Percussion (Vibraphon, Röhrenglocken, Crotales), Harfe und Cimbalom

 

I Mordente e penetrante – nel Tempo inflessibile e scolastico
Datum der Reinschrift: 11.12.2021
Dauer: 2'50''

II Moderato rigorosamente al ritmo
Datum der Reinschrift: 17.12.2021
Dauer: 1'00''

III Giocoso
Datum der Reinschrift: 19.12.2021
Dauer: 1'00''

IV Vivacissimo
Datum der Reinschrift: 11.12.2021
Dauer: 0'45''

Gesamtaufführungsdauer ca. 6'

 

Die harmonischen Bezüge im Teilzyklus »Op. 22q« erscheinen konkreter und weitläufiger, aber auch genauer ausgearbeitet als in anderen Teilen des Gesamtzyklus »Op. 22«. Das lässt sich bereits an der Anzahl der Werke und Stücke ablesen, die harmonisch mit dem Hauptwerk des Teilzyklus, mit dem Oratorium Schwarzer Schnee op. 22q, zusammenhängen.

In den Condizioni op. 22q octies werden die letzten noch verbliebenen Ausarbeitungen der harmonischen Verbindungen hineingepackt. Zugleich wurde die Idee verfolgt, die Condizioni antagonistisch zu den fast gleichzeitig entstandenen Evoluzioni op. 22q septies zu konzipieren. Deren sechs Sätze folgen stets dem gleichen Aufbau: Jeder Satz erscheint zweiteilig mit einem Statement und einer daraus erfolgenden Entwicklung, bleibt aber in der Gestaltung frei. Die Condizioni drehen diese Grundvoraussetzung um. Jetzt erscheint die Form frei, dafür aber beschränkt sich die Gestaltung auf wenige Prototypen, die oft repetitiv eingesetzt werden.

Im 1. Satz wird die Tonrepetition zu einem Prototyp der Fünfstimmigkeit. In fünf verschiedenen Stimmführungen wird sie entweder gar nicht oder durch 2, 3, 4 und 5 geteilt. Das Metrum wird dabei durch 1/4-, 2/4-, 3/4-, 4/4- und 5/4-Takte analog angepasst. Beides läuft dabei gleichzeitig ab. Diese Ausgangssituation wird mit Hilfe folgender Verarbeitungsmöglichkeiten variiert:
1) Aus einem repetierten Ton entwickelt sich eine repetierte Abspaltung eines Intervalls.
2) Die Stimmführung wird variiert, als Fragmente des Rhythmus in lediglich einer der Instrumente gesetzt erscheinen, während die anderen Stimmen begleitend eingesetzt werden. Auch zweistimmig eingesetzte Tonrepetitionen erscheinen, wobei als neues Element Fragmente von melodischen Ausarbeitungen der Fünfklänge erscheinen.
3) Am Ende des Stücks lösen sich die Tonrepetitionen in verklingende Tremoli auf.

Der 2. Satz wird durch Scheinkontrapunktik geprägt, eine immanent geführte fünfstimmige Gestaltung von Akkorden und rudimentären melodischen Floskeln. Die Stimmführung erscheint auch oft in Oktavverdopplungen und anderen Möglichkeiten der Verarbeitung. Abgerundet wird dieses komplexe Ineinandergreifen der Komponenten durch einige wenige klare und in Viertelnoten fließende fünfstimmige Akkorde.

Der 3. Satz wird durch ein punktiertes »ungarisches« Motiv angestoßen, das sich zunächst nur innerhalb eines Korsetts von drei Akkorden bewegt. Die eng umrissenen Erweiterungen münden am Ende dieses kurzen Sätzchens in ein enggeführtes fünfstimmiges Harmonieband, das in Analogie zum Ende des vorhergehenden Satzes erscheint. Der fragmentarische Charakter des Motivs und dessen Beibehaltung auch in den Erweiterungsteilen verleihen dem Satz einen »gedämpft« wirkenden Klangreiz.

 Im 4. und letzten Satz werden wie im 1. Satz Harmonien zu Feldern zusammengezogen. Diese Ideenreprise präsentiert sich aber in vollkommen anderer Gestalt. Denn während im 1. Satz unterschiedliche rhythmische Teilungen innerhalb der Metren den Harmonien einen irrealen Charakter verleihen, werden hier die Fünfklänge in zwei verschiedene Ebenen geteilt, die in Perioden unterschiedlicher Länge ineinander greifen.

Insgesamt wirken die Condizioni nicht nur aufgrund der gewählten Instrumentierung locker-silbrig, durch die Häufung von tonal klingenden Dreiklängen am Ende erhalten sie zudem einen schmerzvoll nostalgischen Touch.