»Para la Wiener Kammerorchester, Philippe Entremont y Rudolf Buchmann«

Besetzung: für Kammerorchester
Aufführungsdauer
: ca. 12 Minuten

1. Fassung: 1981/83 (vom Komponisten zurückgezogen)
Uraufführung: 8. März 1983 (Brucknerhaus in Linz), Interpreten: Wiener Kammerorchester, Chihiro Hayashi, Dir.

Endgültige Fassung: 1990
Urauführung:
14. Dezember 1991 im Wiener Konzerthaus, Interpreten: Wiener Kammerorchester, Philippe Entremont, Dir.

Erschienen bei Edition Contemp Art (Verlagsgruppe Hermann),
erhältlich über www.schott-music.com
Bestellnummer: VGH 47-12 (Partitur)
Bestellnummer: LVGH 47 (Aufführungsmaterial, leihweise)

Partitur (Ausschnitt, Pdf)


Hörprobe:

René Staar - Movimientos para Don José Haydn


(Live-Mitschnitt der Uraufführung der endgültigen Fassung, 1991)

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Version for 2 Klaviere / Versión para dos pianos op. 8a (1983)

»Para Angelica Mendez y Carlos Rivera«

 

 

Erschienen bei Edition Contemp Art (Verlagsgruppe Hermann),
erhältlich über www.schott-music.com
Bestellnummer: VGH 138-70

 

 

 

 

 

Notizen zum Werk

Miguel hat es geschafft. Monatelang hatte er immer wieder die selbe Platte gehört, und in dem Buch gelesen, das die Gringos Partitur nannten. Schwierig war es, sehr schwierig, denn Miguel konnte kaum Noten lesen.

Er konnte sich noch gut an sein Erstaunen erinnern, als ihm jener Fremde diese Platte und das Buch geschenkt hatte auf der Hazienda, wo Miguel oft auf Einladung des »patrón« seine Lieder sang und sich selbst auf der Gitarre begleitete. »Kennen Sie Haydn?« war Miguel plötzlich gefragt worden. Miguel hatte nie vorher von dem Komponisten gehört, den er aber bald liebte und respektvoll »Don José« nannte. Monatelang arbeitete er dann plötzlich an einer Partitur, ja fast ein Jahr lang, und dann hatte er sie fertiggestellt, seine »Movimientos para Don José Haydn«. Er war stolz darauf, etwas Ähnliches wie Haydn geschaffen zu haben und dazu einige der Rhythmen seiner Heimat hineingebracht zu haben. Don José sollte sehen, wie man ihn auf der anderen Seite der Erdkugel verehrte. Das Paket mit der neuen Partitur war bereits abgeschickt worden. Die Adresse wusste Miguel nicht so genau, aber er war sicher, dass Don José Haydn, Viena, genügte. Miguel war glücklich. Er wusste nicht, dass Haydn seit über 150 Jahren nicht mehr lebte.

Kurz nachdem der Komponist René Staar von seiner Lateinamerikareise im Jahre 1981 nach Europa zurückkehrte, bekam er den Auftrag, für das Wiener Kammerorchester zum 250. Geburtstag von Joseph Haydn 1982 ein Werk zu schreiben. Die spontane Vision eines lateinamerikanischen Folkloresängers ohne Wissen, aber mit viel autodidaktischen Fähigkeiten und Begabungen, führten zur Schaffung der Figur »Miguels«, die (als geistiges Intermedium René Staars) die Movimientos komponierte.

Die Ähnlichkeit mit Haydn bezieht sich lediglich auf die formale Nachbildung einer Symphonie Haydns. Die Tonsprache (Harmonik, Rhythmik, Melodiebildung etc.) ist davon so gut wie gar nicht betroffen. Das Bestreben »Miguels«, Haydn nachzueifern, führt – naiv im besten Sinne – zu vollkommen anderen Resultaten.

Genau so wie Miguel fiktiv sein Paket zu spät an Haydn sendet, wurden die Movimientos für das Haydn-Gedenkjahr zu spät fertiggestellt. Sie sollten erst zu seinem 251. Geburtstag uraufgeführt werden.